Blog: „Wie schaffen wir es denn, die Welt wieder menschlicher zu machen?“
ein Text von Johannes Alexander
„Wie schaffen wir es denn, die Welt wieder menschlicher zu machen?“, fragte neulich Thomas Becherer, der Gründer der alternativen Dating-Plattform Conscious:Love, Prof. Dr. Max Otte in einem Interview. Dazu fiel mir sofort etwas ein und ich ließ alles stehen und liegen, um mich hinzusetzen und mit schreiben zu beginnen.
Thomas’ Frage ist so brisant, wie vermutlich noch nie zuvor und viele Menschen stellen sie sich vermutlich auch selbst und suchen nach Wegen und Antworten.
Die kurze Antwort: „Sei Mensch!“, das heißt: „Liebe!“. Denn „Mensch sein“ heißt Lieben.
Sei ehrlich mit Dir selbst! Geh in Dich und überprüfe, ob Deine Liebe ausreicht, um das Gegenteil von Dir selbst, nämlich die lieblose Unmenschlichkeit, mit Mitgefühl und Verständnis zu beschenken, so, wie weise Eltern ihre Kinder, trotz deren Unreife, lieben.
Denn diese Liebe ändert etwas. Denn diese Liebe ist nicht nur ein Wort oder ein netter Gedanke, sondern sie ist eine Schwingung. Diese Liebe ist wie ein Tropfen, der aus der Reinheit der Seele voller Mitgefühl ins Meer der Unreinheiten fällt. Und das Mitgefühl, welches ich hier meine, ist anders, als das landläufige Verständnis davon, was eigentlich mehr Mitleid ist.
Mitgefühl ist das Sehen und Seinlassen des anderen, so wie er ist. Und das stille Wissen um und das Vertrauen auf die innere Macht des Anderen und seine Fähigkeit, sich gut um sich selbst kümmern zu können. Es braucht keinen Retter im Außen.
Wenn ich versuche, jemanden mit „Licht und Liebe“ zu überhäufen, wie es in NewAge-Kreisen gern gesagt wird, unterstellt das dem Empfänger auch, daß er alleine niemals in der Lage wäre, sich selbst aus einer Situation zu befreien. Energetisch wird also eher gesagt: „Du bist schwach und kannst es nicht alleine.“
Das Gegenteil davon ist ebenso schwächend: Wenn zum Bsp. gesagt wird „Wehe, Du schaffst es allein, dann werde ich gegen Dich Gewalt anwenden“, dann ist diese Drohung mitunter ähnlich schwächend, je nachdem, ob der Empfänger tiefer in der Wahrheit verwurzelt ist, als der Sprecher.
💡 Ich möchte dazu an dieser Stelle folgendes Interview mit Karl Grunick (insbesondere ab 6min 45sek) empfehlen.
Bin ich voller Mitgefühl, bin ich realistisch und neutral. Ich bin objektiv und kann sagen „Ich fühle genau, daß Du die Kraft hast. Ich muß nicht an Dich glauben, sondern ich weiß es, weil ich es ehrlich fühle.“ Dann bin ich einfach „nur“ dabei, während ein Mensch oder eben eine ganze Welt durch Geburtsschmerzen geht. Und weil ich dabei sein kann, ohne zu bedauern oder zu pushen, störe ich den anderen nicht in dem, was er wirklich ist. Dadurch fühlt er sich nicht mehr allein oder bedauert oder gezwungen, sondern kann einfach leichter in das zurückfinden, was er wirklich ist: Nämlich gesund.
Unser Mitleid und unsere Gewalt, also unsere Widerstände gegen die Wahrheit, sind das, was das Chaos bzw. die Panik erzeugt. Hören wir auf, an etwas Perfektem etwas verbessern zu wollen, dann lieben wir. Wer wahrhaft liebt, hat erkannt, daß das Perfekte auch „Fehler“ haben kann und daß die Dinge immer optimal laufen, auch wenn sich die Dinge erst einmal anders zeigen, als wir es uns wünschen würden oder erwartet haben.
Die Liebe ist kein ohnmächtiges, naives Geschehenlassen des „Bösen“, sondern ein Mitgefühl und Verständnis, mit all denen, die aus irgendwelchen Gründen noch nicht oder nicht mehr in der Lage sind zu lieben.
Ein liebloses Wesen ist krank. Es empfindet sich als getrennt, wenn die Anstrengungen, den eigenen Schmerz zu ertragen, größer werden, als die Fähigkeit zu Mitgefühl und Verständnis mit sich selbst. Es fühlt sich selbst überfordert und überschwemmt, obwohl es im Grunde verbunden ist. Berühren die weisen Eltern ihre Kinder, die in solchen Albträumen leben, mit der Wahrheit, also ihrer Liebe zu ihnen, dann wachen diese Kinder in genau dieser Sekunde auf aus ihrem Traum.
Und Jetzt? „Wie schaffen wir es denn, die Welt wieder menschlicher zu machen?“:
Zunächst hilft es, sich zu erinnern, daß wir keine Erlaubnisse oder Mehrheiten brauchen, um in der Welt etwas zu verändern. Wir brauchen nur eine Handvoll Menschen, die sich ehrlich um das Wohl der Welt kümmert. Wenn, mathematisch gesehen, die Wurzel aus einem Prozent der Gesamtbevölkerung beginnt, sich auf eine authentische Weise, innerlich für eine liebevollere Art Lebens auszusprechen, beginnt das gesamte System zu „kippen“ und folgt dieser liebevolleren Vision, so wie die Pflanzen dem Licht folgen.
💡 Siehe dazu auch dieses Video von Gregg Braden. (Leider nur in englischer Sprache)
Wenn Du Dir also diese Frage reinen Herzens stellst, nicht nur aus Idealismus, oder weil es vielleicht Mode ist, sondern weil Du diese Herzensvision wirklich in Dir hast… ganz authentisch… Dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, daß Du zu diesem einen Prozent gehörst.
Was also konkret tun?:
- Geh in einen meditativen Zustand, sei präsent und ruhig und erwarte nichts.
- Öffne Deine Wahrnehmung für das, was Du „die Welt“ nennst.
- Schau Dir Deine Wahrnehmung und auch Deine Einstellung zu dieser Wahrnehmung an.
- Dann sieh, ob Deine Einstellung wahrhaft mitfühlend (also neutral, nicht wertend) ist, oder aber gewaltvoll erzwingend oder mitleidend oder ängstlich.. usw.. ist.
- Falls letzteres zutrifft, schau, wie Deine Einstellung zu Deinem mangelnden Mitgefühl ist.
- Falls Du Dein mangelndes Mitgefühl lieblos behandelst, dann hast Du den Kern aller Probleme aller Welten gefunden und es liegt nun an Dir, Dich innerlich neu auszurichten. Das machst Du, indem Du Dich umentscheidest. Unterschätze niemals die Kraft einer innerlichen Neuausrichtung.
Wie wirken die folgenden Sätze auf Dich?
Ich sehe, mein Mitgefühl reicht nicht aus. Das finde ich schlimm. Aber noch schlimmer finde ich es, daß ich mir selbst Schmerzen hinzufüge. Zuzusehen, wie ich mich selbst schwäche, indem ich mich bedauere oder gewaltvoll mit mir bin, tut mir weh. Eigentlich ist aber die Wahrheit in mir ganz tief innen, daß ich mich nicht verletzen möchte. In Wahrheit möchte ich, daß es mir gut geht. Und mir geht es gut, wenn ich mir selbst zeige, daß ich mich liebe. In Wahrheit habe ich mich lieb und es tut mir leid, daß ich nicht liebevoller mit mir umgehen konnte.
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